Das Braunkehlchen (Saxicola rubetra) - Vogel des Jahres 2023
von Jörg Nowakowski
Mit dem Braunkehlchen wurde 2023 ein Brutvogel von feuchten, mageren, naturnahen Wiesen und Weiden gewählt. Durch den Verlust von extensiv genutzten Wiesen ist auch das Braunkehlchen weitestgehend aus unserer Landschaft verschwunden. In NRW gibt es heute nur noch einen Restbestand von ca. 200 Brutpaaren im Hochsauerlandkreis und im KreisSiegen-Wittgenstein. Der früher häufige und flächendeckend verbreitete Brutvogel ist jetzt in NRW vom Aussterben bedroht. In Witten ist das Braunkehlchen schon Ender der 1970er Jahre als Brutvogel ausgestorben. Auch hier sind die extensiv genutzten Blumenwiesen den überdüngten Fettweiden und Wiesen gewichen. In diesem intensiv genutzten Grünland findet das Braunkehlchen als Insektenfresser nicht mehr ausreichend Nahrung.
Obwohl das Braunkehlchen hier als Brutvogel verschwunden ist, kann es dennoch alljährlich in Witten beobachtet werden. Braunkehlchen sind Zugvögel. Sie verbringen den Winter in Afrika südlich der Sahara. Auf dem Durchzug können Braunkehlchen auch in Witten beobachtet werden, denn die Brutvögel Nordeuropas ziehen hier durch. Ab April kann mit den ersten Braunkehlchen in Witten gerechnet werden, der Hauptdurchzug im Frühjahr ist allerdings erst im Mai. Ab Juni sind die Braunkehlchen dann wieder verschwunden. Im August und September sind sie dann wieder auf dem Wegzug in die Überwinterungsgebiete zu beobachten. Das Braunkehlchen kann recht einfach beobachtet werden. Die Vögel sitzen gerne sehr exponiert auf Zaunpfählen oder hohen Stauden und nutzen diese zur Ansitzjagd auf Insekten. In Witten rasten die meisten Braunkehlchen auf den großen Wiesen im Ruhrtal. Aber auch auf kleineren Wiesen im Wittener Süden und im Ardey können sie beobachtet werden. In Heven und Stockum werden auch die großen Felder zur Rast genutzt. Auch dort kann man sie auf erhöhten Warten in den Feldern oder am Rande beobachten.
Verwechseln kann man das Braunkehlchen vor allem mit dem Schwarzkehlchen. Das Schwarzkehlchen rastet in ähnlichen Lebensräumen und sitzt ebenfalls gerne auf exponierten Warten. Der weiße Überaugenstreif und die braune Kehle des Braunkehlchens sind dann die wichtigsten Feldkennzeichen im Vergleich zum Schwarzkehlchen.
Der Schutz des Braunkehlchens ist aufwendig. Der Bestandstrend ist in ganz Deutschland negativ. Mit einer Wiederbesiedlung Wittens ist daher in absehbarer Zeit nicht zu rechen. Lokale Erfolge bei Schutzmaßnahmen lassen allerdings hoffen, dass die Art in Deutschland und NRW gerettet werden kann.