Vor der Hochzeit wird noch gefastet
Im Hochzeitsteich finden sich jeweils die - deutlich größeren - laichbereiten Weibchen und durchsetzungsstarke kräftige Männchen endgültig zusammen und warten ab, bis sich das Wasser auf angenehme 12° C erwärmt hat. So kann es bis zum Mai dauern, dass ein Impuls ausgelöst wird und das Weibchen eine etwa zwei Meter lange Laichschnur mit 4000 bis 6000 unbefruchteten Eiern ausstößt und zwischen Pflanzen oder Stöcken aufhängt. Das Männchen besamt diese Eier in stundenlanger Arbeit. Den Rest der Kinderaufzucht besorgt die Sonne. Die Hochzeitspaare trennen sich auf Nimmerwiedersehen und widmen sich zum ersten Mal einer anderen wichtigen Tätigkeit: dem Fressen.
Nächtliche Einzelwanderer
Für den Rest des Jahres leben Erdkröten als Singles in Wäldern, Wiesen, Gärten und unter Hecken. Bis dorthin legen sie gerne ein, zwei Kilometer zurück. Vorzugsweise verspeisen sie Schnecken, Würmer, Raupen und Käfer. Als Landtiere atmen sie - wie andere Amphibien - durch Lungen, nehmen aber auch über die Haut Sauerstoff auf. Gegen Austrocknung der Haut schützen sie sich, indem sie nur nachts ihre Verstecke verlassen und jagdaktiv werden. Gegen Biozidaufnahme über Haut oder Nahrung in unseren Gärten können sie sich leider nicht schützen.
Vom Wasser aus das Land erobern
Währenddessen sind aus den Eiern der Laichschnüre schwarze Kaulquappen geworden, die uns im 12-Wochen-Raffer einen Ausschnitt aus der Urgeschichte des Lebens vorführen: die Entwicklung vom Fisch ähnlichen Wassertier zum vierbeinigen Landtier! Nur ganz wenige Lurche dieses Jahres werden es schaffen, nicht gefressen zu werden und möglicherweise 2015 ihren Geburtsteich zur Hochzeitsfeier wieder zu erreichen.
Schutzmaßnahmen
Die NaWit arbeitet seit fast 40 Jahren für den Amphibienschutz. Durch erfolgreiche Projekte wie Teichoptimierungen, Krötenfangzäune, Ablaichkäfige und periodische Straßensperrungen konnten die Mitglieder den Abwärtstrend bei mehreren Lurcharten stoppen. Heute arbeitet die NaWit der Stadt Witten bei den Amphibienschutz-Verkehrsmaßnahmen des Frühjahrs zu. Privatpersonen helfen dem "Lurch des Jahres 2012" durch achtsames Autofahren an regnerischen Frühlingsabenden in Wald- und Teichnähe, durch Verzicht auf Biozidspritzen, durch Anlegen von Steinhaufen, Bretterstapeln und "wilden Ecken" in Gärten sowie durch die Kontrolle von Kellerschächten u. ä. bis in den Spätherbst, ob wandernde Erdkröten dort in Gefangenschaft geraten sind.
Lurche in Witten
Die Erdkröte ist in Witten von allen Amphibien am stärksten vertreten. Wegen ihrer versteckten Lebensweise und der leisen Stimme fällt sie jedoch selten auf. Der typische Froschlurch unserer Landschaft ist der Grasfrosch. Er eilt oft schon im Februar in großen Sprüngen zum Hochzeitsteich und legt seine Eier in den für Frösche typischen Laichballen ab. Außerdem leben in Witten der Seefrosch (Rana ridibunda), die Geburtshelferkröte (Alytes obstetricans), die Kreuzkröte (Bufo calamita), der Bergmolch (Triturus alpestris) , der Teichmolch (Triturus vulgaris), der Fadenmolch (Triturus helveticus) der Kammmolch (Triturus cristatus) und der Feuersalamander (Salamandra salamandra), gelegentlich noch der Wasserfrosch (Rana-esculenta-Komplex).
Weitere Informationen über Amphibien in Witten.