Naturschutzgruppe Witten - Biologische Station e.V.      
Naturschutz im mittleren Ruhrtal

Das Gänseblümchen (Bellis perennis) - Heilpflanze des Jahres 2017

von Jochen Roß


Das weithin bekannte Gänseblümchen, auch als Maßliebchen, Marienblümchen, Tausendschön bekannt, ist zur Heilpflanze des Jahres 2017 gekrönt worden! Die meisten von uns wissen ja, dass seine Blätter sehr schmackhaft sein sollen und einen gesunden Frühjahrssalat bilden. Homöopathen nutzen seine Heilwirkung. Aber die früher weit verbreitete Anwendung bei Hauterkrankungen, zur Wundheilung oder bei Atemwegsproblemen verliert heute an Bedeutung. Dennoch ist seine Heilkraft in vielen modernen Fertigarzneimitteln ("Traumeel") vertreten. Populär ist das Gänseblümchen aber bei uns vor allem als eine vertraute Wildpflanze der Nachbarschaft, die vielen Menschen als Symbol für Schönheit und gleichzeitig auch für Bescheidenheit und unermüdlichen Fleiß gilt!


Wissenschaftlich heißt diese Blume die "immerfort Hübsche" (bellis perennis). Damit ist ihre unermüdliche Blühfreude von Februar bis November und bei milder Witterung auch den ganzen Winter hindurch angesprochen. Und bei genauem Hinsehen erkennt man auch die ästhetische Schönheit ihrer "kleinen weißen Blüte". Diese ist allerdings nur eine Scheinblüte, denn in Wirklichkeit besteht die so genannte Blüte aus vielen hundert kleinen gelben Blüten, um die sich lediglich ein Kreis von länglichen "Zungenblüten" gebildet hat. So lockt sie nicht nur die Aufmerksamkeit von uns Menschen, sondern auch von vielen Fliegen sowie etlichen Bienen, Schwebfliegen und Schmetterlingen auf sich. Abends und bei Regen bilden diese Zungenblüten einen schützenden Korb.


Während viele Pflanzen heutzutage unter von Menschen gemachten Veränderungen leiden, ist das Gänseblümchen eigentlich ein Gewinner unserer heutigen Zeit. Mit seiner tief gelegten Blattrosette und dem kleinen Blütenstängel, der höchstens bis rund 15 cm mithalten kann, würde es von Natur aus eigentlich spätestens im Mai von seinen Konkurrenzpflanzen in den Schatten gestellt, müsste seinen Jahresrhythmus beenden und sich zurückziehen. Dank der modernen Zivilisationserscheinung des Rasenmähens werden allerdings diese Konkurrenten auf Rasenflächen ausgeschaltet, während die tief an den Boden geduckten Gänseblümchen den Messern entgehen. Mit jedem Mähen erhalten die Knospenansätze wieder mehr Licht und erblühen in kurzer Zeit. In ähnlicher Weise profitierte das Gänseblümchen bereits vom Wegebau unserer Vorfahren: Auf den üblichen Fußwegen wurden schnell wachsende Kräuter zwar niedergetreten, aber unsere "Schöne" konnte durchaus an den Wegrändern und auf wenig begangenen Trittflächen gut leben. 

Wie bei den Menschen ist auch das Leben der Gänseblümchen vom Sonnenschein beeinflusst. Ihre kleinen Scheinblüten richten sich immer nach der Sonne hin aus. Gerade Leuten, die Zeit und Sinn fürs genaue Hinsehen haben, vermitteln sie täglich ein bisschen Lebensfreude, auch ein Verdienst der "Heilpflanze des Jahres"!