Nur die wenigsten werden wissen, wer sich hinter diesem volkstümlichen Namen verbirgt. Etwas geläufiger ist zumindest älteren Menschen noch der Begriff "Glockenfrosch", der das gesuchte Tier schon etwas näher beschreibt. Es handelt sich jedoch nicht um einen Frosch, sondern um die nur etwa 5 cm große, unscheinbar braun-grau gefärbte Geburtshelferkröte. Die Tiere sind nachtaktiv und leben sehr versteckt, so dass man sie nur selten zu sehen bekommt. Sie machen jedoch zwischen April und Juli durch ihren "glockenhellen" Ruf - ein melodischer, kurzer Pfeifton - auf sich aufmerksam. Diesem charakteristischen Paarungsruf und der Art ihrer bevorzugten Versteckplätze in Siedlungs- nähe, nämlich Steinhaufen, alte Bruchsteinmauern oder auch locker aufliegende Gehwegplatten, verdankt die Art den Namen "Steinklinke". Der Paarungsruf wird übrigens von Männchen und Weibchen geäußert. Er ist vor allem in der Abend- dämmerung, gelegentlich aber auch am Tage zu hören.
Der deutsche Name "Geburtshelferkröte" geht auf das ungewöhnliche Fortpflanzungsverhalten der Art zurück. Die Paarung findet nicht im Wasser, sondern an Land statt. Dabei wickelt sich das Männnchen die befruchteten Eischnüre um die Hinterbeine und trägt diese mehrere Wochen mit sich herum. Es sucht erst dann ein geeignetes Laichgewässer auf, wenn die Kaulquappen aus den Eiern schlüpfen. Dieses Verhalten ist für Froschlurche in Mitteleuropa einmalig.
Die Kaulquappen sind beim Schlupf deutlich größer und weiter entwickelt als die Larven anderer Froschlurche. Sie überwintern häufig im Wasser, wachsen dann zu einer auffälligen Größe von bis zu 8 cm heran und gehen erst im Folgejahr als junge Kröten an Land. Die nördliche Verbreitungsgrenze der Art verläuft innerhalb Deutschlands quer durch Nordrhein-Westfalen. Die Geburtshelferkröte ist in unserem Bundesland überwiegend im Bereich der Mittelgebirge vertreten. Der Ardey in Witten ist dabei Teil der mehr oder weniger geschlossenen Verbreitungsgrenze. Weiter nördlich in Bochum oder Dortmund sind nur noch wenige, verstreute Vorkommen bekannt.
Im Stadtgebiet von Witten ist die Geburtshelferkröte im Norden schon deutlich seltener anzutreffen als südlich der Ruhr. Dabei sind viele der Vorkommen im Bereich Stockum, Heven, Crengeldanz, Annen und Rüdinghausen innerhalb der letzten 20 Jahre erloschen. Fast in allen Fällen ist dies auf die zunehmende Bebauung zurückzuführen. Das letzte noch relativ individuenreiche Vorkommen im nördlichen Stadtgebiet - im Bereich Wullen - ist durch das Gewerbegebiet auf der einen und die Ausweitung der Universität auf der anderen Seite stark bedroht. Aber selbst in den noch gut durchgrünten Randbereichen des Ardey: im Borbachtal, Kohlensiepen, Merensiepen oder Buchenholz, geht die Art in den letzten Jahren aufgrund von Lebensraumverlusten beständig zurück; ein Trend, der auch in anderen Landesteilen Nordrhein-Westfalens beobachtet wird. Die Geburtshelferkröte ist deshalb in der neuen Roten Liste NW auf die Stufe der "Vorwarnliste" gesetzt worden.
Im Ruhrgebiet gilt sie als "stark gefährdet". Auch für das Stadtgebiet von Witten muss "der Glockenfrosch" als stark bedroht eingestuft werden. Geburtshelferkröten sind mittlerweile nur noch im Bereich Vormholz/Muttental mit kopfstarken Populationen vertreten. Um diese Population zu stützen hat die Naturschutzgruppe Witten im vorigen Jahr eine alte Teichanlage am Masling umgestaltet und als Amphibienlebensraum optimiert. Steinschüttungen und Trockenmauern aus Bruchsteinen im Randbereich des Geländes sollen dabei u. a. den Geburtshelferkröten optimale Versteckmöglichkeiten bieten. Für Hinweise, wo der Ruf der Steinklinke in Witten noch zu hören ist, ist die Naturschutzgruppe Witten immer dankbar.