Wieso wird einer der häufigsten heimischen Vögel zum Vogel des Jahres gekürt?
Der Spatz, wie der Haussperling im Volksmund heißt, ist in ganz Deutschland von den Alpen bis auf Helgoland weit verbreitet. Als Kulturfolger lebt der Haussperling immer in Menschennähe. Vom einzelnen Bauernhof bis in die Zentren unserer Großstädte ist er überall dank seiner guten Anpassungs- fähigkeit anzutreffen. Man braucht daher den Vogel nicht zu beschreiben, jeder kennt ihn. Haussperlinge sind gesellig und treten daher immer in zum Teil kopfstarken Trupps auf.Aber ist er wirklich noch so häufig?
Bestandsuntersuchungen haben ergeben, dass der Haussperling in einigen Gebieten seit etwa 1950 etwa 50 % seines Bestandes eingebüßt hat. Auch in Witten sind in den letzten Jahren die großen Sperlingstrupps auf vielen Bauernhöfen geschrumpft, und gerade in den Wohngebieten am Stadtrand ist der Haussperling schon vielfach völlig verschwunden. Daher ist es durchaus verständlich, daß die Naturschutzverbände durch die Wahl zum Vogel des Jahres auf den Haussperling aufmerksam machen wollen.
Als Rückgangsursachen werden unter anderem die Monotonisierung der Landwirtschaft, die Modernisierung und der "verlustfreie" Ablauf des Getreideanbaus, die zunehmende Sterilität und übertriebene Reinlichkeit in Siedlungsbereichen und Gartenanlagen, die Sanierung von Gebäuden, der Rückgang der Kleintierhaltung, der zunehmende Einsatz von Bioziden in der Landwirtschaft und der Rückgang von Öd- und Brachflächen diskutiert.
In einigen Gebieten gibt es aber bisher keine Erklärung für die Bestandsrückgänge des Haussperlings. So wurde vor kurzem in London ein Preisgeld ausgesetzt für den Wissenschaftler, dem es gelingt, die Ursachen für das Verschwinden des Haussperlings innerhalb Londons zu ermitteln.
Eine der Aufgaben der Biologischen Station Witten wird es in 2002 sein, die Verbreitung des Haussperlings im Wittener Stadtgebiet näher unter die Lupe zu nehmen. Auch wenn die Spatzen einem manchmal durch ihr lautes "Tschilpen" Nerven kosten, sollte man die Vögel, sofern man noch in der glücklichen Lage ist, die Sperlinge im eigenen Garten oder Bauernhof beobachten zu können, schützen und nicht vergrämen.