Der Kaisermantel (Argynnis paphia) – Schmetterling des Jahres 2022
von Annette Schulte
Passend zur Ausrufung als Schmetterling des Jahres konnte die NaWit in 2022 den ersten eindeutigen Nachweis für den Kaisermantel auf Wittener Gebiet erbringen. Ein Exemplar ließ sich Anfang August ausgerechnet im NaWit-Naturgarten nahe Zeche Nachtigall fotografieren. Der männliche Falter war schon arg ramponiert und abgeflogen, hatte also wohl schon eine längere Reise hinter sich, nutzte aber das Blütenangebot im Garten ausgiebig zum Auftanken. Nachweise liegen aus den Nachbarstädten, z. B. Hagen, Dortmund oder Bochum vor, die Art ist aber dort auch eher selten anzutreffen. Dennoch war damit zu rechnen, dass der Kaisermantel auch in Witten auftauchen würde.
Deutschlandweit und in Nordrhein-Westfalen ist die Art ungefährdet. Der Kaisermantel ist allerdings in NRW im Bergland deutlich häufiger als im Flachland, so dass er z. B. für die Westfälische Bucht als "gefährdet" eingestuft wird.
Der Kaisermantel ist mit 55-65 mm Spannweite ein recht großer Falter. Die Flügel-Oberseiten sind orange-hellbraun gefärbt mit schwarzen Punkten. Die Männchen haben zusätzlich dunkelbraune Schuppen auf ihren Vorderflügeln. Bei der Balz strömen diese einen Duft aus, der die Weibchen paarungsbereit macht. Die Weibchen sind manchmal kontrastärmer und eher grünlich-grau gefärbt. Der Kaisermantel gehört zur Gruppe der Perlmuttfalter, besitzt selbst allerdings keine der namengebenden Perlmuttflecken, sondern nur zwei kurze und einem langen silbrigen Streifen auf den Unterseiten seiner moosgrünen Hinterflügel.
Die Falter kann man zwischen Ende Juni bis Anfang September vor allem an sonnigen Waldrändern und -lichtungen, Waldwegen oder -schneisen mit reichhaltigem Blütenangebot beobachten. Besonders gerne werden Brombeerblüten aufgesucht.
Die Raupen fressen an verschiedenen Veilchenarten, bei uns kommen dabei vor allem Wald-Veilchen (Viola reichenbachiana) und Hain-Veilchen (Viola riviniana) infrage. Die Eier legt das Kaisermantel-Weibchen jedoch nicht an der Futterpflanze ab, sondern ganz in der Nähe einzeln in den Borkenritzen eines Baumes. Noch im Sommer schlüpfen die Raupen, um – ohne etwas zu fressen - gut geschützt am Baumstamm zu überwintern. Erst im Frühjahr wandern die Raupen zu ihrer ersten Mahlzeit, wahrscheinlich weist ihnen dabei der Veilchen-Duft den Weg.
Der Kaisermantel benötigt daher zum Überleben neben einem ausreichenden Blütenangebot für die Falter vor allem größere Veilchen-Bestände in unmittelbarer Nachbarschaft zu Bäumen mit grobrissiger Borke, wie z. B. Eichen.