von PD Dr. Hans-Christoph Vahle
Diese zierliche Wasserpflanze mit weißen Hahnenfußblüten schmückt die Oberfläche von sauberen Teichen und Bächen im Mai und Juni. Wächst er in großen Beständen, kann man von weitem den Eindruck einer Schneefläche haben. Bei genauerem Hinsehen entdeckt man zwischen den Blütchen, die an kurzen Stielen über dem Wasserspiegel schweben, die gekerbten, nierenförmigen Schwimmblätter und darunter, im Wasser untergetaucht, die langen, fein-büscheligen Unterwasserblätter, die eher wie Fadenalgen aussehen. So findet man beim Wasserhahnenfuß die Hahnenfuß-Verwandtschaft nur an den Blüten, während Spross und Blätter völlig anders aussehen.
Der Wasserhahnenfuß bevorzugt Kleingewässer, die einer starken Dynamik unterliegen wie z.B. stark schwankender Wasserspiegel, sogar mit sommerlicher Austrocknung, oder regelmäßige Entkrautung oder Entschlammung. Natürliche Wuchsorte sind Auengewässer, die durch Hochwässer immer wieder ausgeräumt werden, was jedoch in unseren heutigen Landschaften selten geworden ist. In der "Feldstraße" im Ruhrtal sind solche Verhältnisse noch andeutungsweise vorhanden und hier kommt der Wasserhahnenfuß denn auch noch vor. Im übrigen ist er ein Kulturfolger und lebt in extensiv bewirtschafteten Teichen, Gräben und Tümpeln. Als Pionierpflanze unter den Wasserpflanzen braucht er immer wieder einen Impuls zur Keimung, den er nicht bekommt, wenn das Gewässer in Ruhe gelassen wird, sich eine Schlammschicht am Boden bildet und sich stärkere Wasserpflanzen wie Laichkräuter oder Wasserpest ansiedeln.
So besiedelte er in der historischen Kulturlandschaft die Weidetümpel, Mühlenteiche, extensiven Fischteiche und regelmäßig geräumten Gräben. Besonders schön konnte er sich in klaren Quellteichen entwickeln, die zur Gewinnung von Waschwasser angelegt wurden. Hier war stellenweise eine Wasserpflanzen-Gesellschaft zuhause, die aus lauter seltenen Arten bestand: Wasserhahnenfuß (Ranunculus aquatilis), Wasserstern (Callitriche spec.), Alpen-Laichkraut (Potamogeton alpinus), Wechselblütiges Tausendblatt (Myriophyllum alterniflorum) und Biegsame Glanzleuchteralge (Nitella flexilis). Diese Gesellschaft war früher vom Flachland bis ins Bergland verbreitet, beschränkte sich jedoch auf die kalkarmen Landschaften. In Witten wären z. B. die Teiche im Ardeygebirge, vor allem im Borbachtal, potenzielle Lebensräume dieser Gesellschaft.