Wasservögel und Wasserpest am und im Kemnader Stausee
Die Wasserpest im Kemnader Stausee sorgte im vergangenen Sommer immer wieder für Schlagzeilen. Im Sommer 2000 war sie erstmals im Harkortsee in größeren Beständen aufgetaucht. Von dort hat sie sich ruhrabwärts ausgebreitet und erreichte im Sommer 2001 den Kemnader Stausee und anschließend im Spätsommer auch den Baldeneysee.
Die aus Nordamerika eingeschleppte Wasserpflanze bildet große grüne Teppiche in den Stauseen, die den Wassersport erheblich einschränken, und demzufolge Regatten abgesagt werden mußten. Aber wie reagieren die Wasservögel auf die Wasserpest ?
Alle Wasservögel werden auf dem Kemnader Stausee von Mitgliedern der Biologischen Station Witten nahezu wöchentlich gezählt, so dass sich diese Frage schnell beantworten ließ. Bislang gab es fast überhaupt keine Wasservegetation im Stausee, wenn man mal von der Algenbildung in einigen heißen Sommern absieht. Vögel die auf Wasserpflanzen als Nahrung angewiesen sind, gingen daher bei einer Rast auf dem Kemnader Stausee immer leer aus und verließen den See wieder schnellstmöglich. Das hat sich nun geändert.
Zwar stirbt ein Teil der Wasserpest im Laufe des Herbstes und Winters ab, aber es bleiben noch immer größere Flächen als Nahrung für Wasservögel im gesamten Winterhalbjahr erhalten. Die augenfälligste Veränderung in der Wasservogelfauna für Stauseebesucher war wohl die große Zahl der Schwäne:
Über 100 Höckerschwäne steckten ihre langen Hälse tief in die Wasserpest hinein und weideten die Pflanze ab. Aufmerksame Beobachter konnten im Winter auch immer wieder einzelne Singschwäne darunter entdecken, die letztmals vor über 20 Jahren auf dem Stausee überwintert haben. Auch die riesigen Trupps der Bläßhühner waren auffällig: Knapp 4000 Bläßhühner fraßen die Wasserpest und bildeten damit die größte Ansammlung dieser Art auf einem See in NRW.
Zu ihnen gesellten sich Wasservogelarten, die bisher am Kemnader Stausee gar nicht oder nur ausnahmsweise in Einzelexemplaren überwintert haben: So versteckten sich unter anderem über 100 Schnatterenten in den Ansammlungen der Bläßhühner, eine ungewöhnliche hohe Zahl für ein nordrhein-westfälisches Gewässer im Winter. Zeitweise bildeten auch über 200 Pfeifenten, eine Ente die schwerpunktmäßig im Wattenmeer überwintert, eine für das Binnenland außergewöhnliche Konzentration.
Insgesamt hielten sich dank der Wasserpest im Hochwinter zwischen 6000 und 7000 Wasservögel auf dem Kemnader Stausee auf, so viele wie nie zuvor. Einige Arten traten dabei in über NRW hinaus bedeutsamen Rastbeständen auf.
Fazit: Des einen Leid, des anderen Freud.