Naturschutzgruppe Witten - Biologische Station e.V.      
Naturschutz im mittleren Ruhrtal

Der Dorney-Wald in Witten-Stockum
- eine floristisch-vegetationskundliche Rarität


Der Dorney, ein Waldgebiet nördlich von Stockum an der Stadtgrenze zu Dortmund gelegen, nimmt einen besonderen Status unter Wittens Wälder ein. Während die übrigen Waldgebiete Wittens auf dem sauren Gestein des Rheinischen Schiefergebirges stocken, findet sich am Dorney kalkhaltiger Untergrund aus Mergel. Saure Bodenverhältnisse lassen in der Krautschicht vor allem Farne und einige Gräser gedeihen. Auffällige Blütenpflanzen sind hier eher selten. Anders dagegen bei kalkhaltigen Bodenverhältnissen. 

Wie jeder Gärtner und Landwirt aus Erfahrung weiß, regt Kalk das Bodenleben an. Im Wald wird die Laubstreu relativ rasch in eine nährstoffreiche Mullschicht verwandelt. Bei solchen Bodenverhältnissen stellt sich eine Vielzahl an Blütenpflanzen ein. Sie gehören fast alle zur Gruppe der "Frühjahrsgeophyten". Diese Pflanzenarten nutzen das Frühjahr für ihren kompletten Lebenszyklus einschließlich Blühen und Fruchten, bevor sie im Sommer unter der geschlossenen Blattschicht der Bäume aufgrund des geringen Lichtangebots verwelken.

Die Zeit bis zum nächsten Frühjahr überdauern sie als Wurzelknollen, Zwiebeln oder als unterirdischer Sproßteil. Im Frühjahr bietet sich dem Besucher ein einzigartiger Anblick, wobei besonders die flächigen Bestände des weiß blühenden Bärlauchs mit ihrem charakteristischen Knoblauchgeruch auffallen. Botaniker sprechen in diesem Zusammenhang auch vom Bärlauch-Waldmeister-Buchenwald, einer eher seltenen Pflanzengesellschaft, nährstoffreicher, feuchter Buchenwälder.

Weitere charakteristische Pflanzenarten im Dorney sind z.B. Lungenkraut, Aronstab, Vielblütige Weißwurz, Wald-Veilchen, Waldbingelkraut, Moschuskraut, Goldschopf-Hahnenfuß, Scharbockskraut und das Buschwindröschen. Im Sommer blüht dann die Nesselblättrige Glockenblume, deren Vorkommen in Witten ebenfalls auf den Dorney beschränkt ist. Im Gebiet des Dorney kommt es leider zu Beeinträchtigungen durch anthropogene Einflüsse, so daß die aus speziell angepaßten Arten zusammengesetzte Waldgesellschaft stark in Mitleidenschaft gezogen wird.

Die Pflanzenbestände werden durch ein dichtes Wegenetz zerschnitten, Wohnsiedlungen reichen bis in die empfindlichen Waldgebiete, Müll und Gartenabfälle werden in der freien Natur abgeladen. Wenn sich alle Besucher und Anwohner an die Beachtung einiger wichtiger Grundregeln halten, werden wir uns auch in Zukunft an der Pflanzenvielfalt des Dorney erfreuen können. Dazu gehört z.B., daß die Wege nicht verlassen werden, das Pflücken von Blumensträußen angesichts der regionalen Seltenheit der Arten unterbleibt und daß keine Gartenabfälle abgeladen werden.

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