Fledermäuse regen die Phantasie des Menschen in besonderem Maße an. Das "Wissen" über diese Tiere entstammt jedoch in den meisten Fällen Gruselfilmen, wobei das Image der Fledermäuse deutlich negativ besetzt ist.
Was sind das für Wesen, die mit dem Kopf nach unten schlafen, mit den Händen fliegen, selbst bei tiefster Dunkelheit noch sicher ihren Weg finden und ein halbes Jahr schlafend in einem Versteck verbringen, um im Frühjahr wieder zu erwachen?
Fledermäuse sind Säugetiere, die ihren lebendgeborenen Nachwuchs mit Muttermilch ernähren. Sie bilden in der Klasse der Säugetiere eine eigene Ordnung (Fledermäuse - Microchiroptera) und haben mit den echten Mäusen (Nagetiere) nur den Namen gemeinsam. Fledermäuse verfügen über ein perfektes Ultraschall-Sonar, mit dessen Hilfe sie sich auch in vollkommener Dunkelheit orientieren können. Die Tiere stoßen während des Fluges Rufe aus, die von Beutetieren oder Hindernissen in der Flugbahn reflektiert werden. Mit Hilfe der Echos können die Fledermäuse Entfernungen zu ihrem Beutetier genau berechnen und sich ein "Hör-Bild" ihrer Umgebung machen.
Die Fledermausrufe liegen über der Hörgrenze des Menschen (oberhalb 20.000 Hertz), so daß die Tiere für uns scheinbar lautlos ihren Weg in der Dunkelheit finden.
Der äußerst geschickte Flug wird den Tieren durch eine Flughaut ermöglicht. Diese ist elastisch und zwischen den Arm- und Beinknochen befestigt.
Die Fledermäuse übernehmen in der Nacht die ökologische Funktion der Vögel. Sie fressen ausschließlich Insekten. Dabei stehen besonders Mücken, Schnaken, Fliegen und Nachtschmetterlinge auf ihrer Speisekarte. Diese Nahrung steht im Winter nicht zur Verfügung, weshalb Fledermäuse diese Jahreszeit in unterirdischen Höhlen, Stollen, Bunkern oder Baumhöhlen verbringen. Während des Winterschlafes reduziert sich der Stoffwechsel der Tiere extrem. Der Herzschlag verlangsamt sich von 600 Schlägen im Wachzustand auf 10 Schläge pro Minute und die Körpertemperatur fällt von 38 °C auf 4-8 °C ab. Auf diese Weise leben Fledermäuse 5-6 Monate von ihren Fettreserven.
Fledermausschutz
In NRW sind 20 Fledermausarten festgestellt worden, die alle ausnahmslos auf der "Roten Liste der vom Aussterben bedrohten Tierarten" stehen. Insbesondere die Vernichtung der Quartiere und der Einsatz von Insektiziden machen den Fledermäusen zu schaffen.
Fledermäuse sind sehr störanfällig. Im Winter bedeutet zu häufiges Aufwachen aus dem Winterschlaf den sicheren Erschöpfungstod und im Sommer werden als Konsequenz die Wochenstuben aufgegeben. Bekannte Quartiere müssen deshalb von Störungen freigehalten werden. Durch das Aufhängen von Fledermauskästen können den Tieren zusätzliche Versteckmöglichkeiten angeboten werden. Natürliche Jagdgebiete, wie z. B. Obstwiesen, Tümpel und Hecken müssen geschützt werden. Um den Erhalt der Nahrungsgrundlage zu sichern, ist es besonders wichtig, den Einsatz von Insektiziden zu unterlassen und eine Forstwirtschaft zu betreiben, die den Erhalt von höhlenreichen Altbaumbeständen sichert.
In Witten konnten mit der Wasserfledermaus, dem Großen Abendsegler, der Zwerg- und der Rauhhautfledermaus vier Fledermausarten sicher nachgewiesen werden.
Wasserfledermäuse jagen in einer Höhe von ca. 20 cm über Gewässern und ergreifen die schlüpfenden Mücken. In der Dämmerung kann man ihre helle Unterseite gut erkennen. Wasserfledermäuse gehören mit 5 cm Körperlänge zu den mittelgroßen Arten. Sie beziehen im Sommer in Baumhöhlen und im Winter in Höhlen oder Stollen Quartier. Die Wasserfledermaus ist praktisch an jedem größeren Gewässer anzutreffen und auch am Hammerteich zu beobachten.
Der Große Abendsegler jagt bereits in der Dämmerung an Waldrändern und über Gewässern und kann gegen den noch hellen Abendhimmel gut beobachtet werden. Mit 8 cm Körperlänge ist er eine unserer größten Arten und erscheint im Flug etwa so groß wie eine Amsel. Er bewohnt ausschließlich Baumhöhlen. Abendsegler gehören zu den wandernden Arten und können bis zu 1000 km zwischen den Sommer- und Winterlebensräumen zurücklegen. In Witten kann man den Großen Abendsegler in den Abendstunden im gesamten Ruhrtal bei der Insektenjagd beobachten.
Die Zwergfledermaus ist in den ländlichen Bereichen oft anzutreffen. Sie gehört zu den kleineren Fledermausarten und ist im Gegensatz zur Wasserfledermaus mehr an Gebäude gebunden. Ihre Jagdgebiete befinden sich über den Wiesen und Feldern.
Die Rauhhautfledermaus kann in Witten in den Herbstmonaten auf dem Durchzug in speziellen Fledermauskästen nachgewiesen werden.
Siehe auch: Artenliste